(RFV) Vor einem Jahr schon stand um diese Zeit eine Tour auf der Selke von Meisdorf nach Gatersleben auf dem Programm, musste aber der geringen Wasserstände wegen auf unsere Standard-Strecke Böllberg – Wettin verlegt werden.
Nun ein neuer Versuch! Es hatte ja in den letzten Wochen öfters geregnet! Um sicher zu gehen, Baumhindernisse auszukundschaften und vor allem den Zustand des Schützenwehres am Pumpwerk Hoym, das kaum umtragen werden kann zu prüfen, machte sich Michelle mit mir am Mittwoch auf den Weg an die Selke. Schon als wir in Gatersleben das Auto abstellten, sah das Vorharz-Flüsschen sehr flach aus. Aber wir fuhren nach Meisdorf. An einer Furt unterhalb des Ortes setzten wir im wadentiefen Wasser ein. Schwälle in kurzen Abständen sahen verlockend aus, aber in jedem hatten wir Grundberührung. Nach 800 m war es wieder so und ein Ast streckt gierig seine Arme nach uns aus. Wir waren uns schnell einig: es hat keinen Sinn, weiterzufahren!
Das Auto war schnell nachgeholt und wir fuhren zurück nach Halle. Als Ersatzstrecke hatte ich das letzte Stück der Bode von Staßfurt nach Nienburg an die Mündung im Kopf. Da haben wir ja auch ein klein wenig Selke-Wasser unter dem Kiel…
Zuhause angekommen, teilte ich das allen Teilnehmenden mit. – Und keine:r sprang ab! Am Sonntag, 13. Juni 2021, trafen sich früh um 8 Uhr 12 Kanut:innen des BSV am Bootshaus, zu 80% Teilnehmer:innen, die in den vergangenen Jahren noch nie dabei waren, darunter 4 Mitglieder der Trainingsgruppe 4, die freitags mit Annett Esbach und Karin Albrecht am Wehr trainieren. Erstmals waren Polo-Spielerin Chiara und Sebastian „Rolle“ Brendel mit Freundin Claudia und Dirk Marker dabei, dazu die treuen Tour-Teilnehmer Michelle Bohley und Thomas Schröder und meine Wenigkeit. Neu war auch dass wir einen Bus mit Bootshänger, der sämtliche Boote trug, zur Verfügung hatten. In Staßfurt wurden wir schon von Karin Albrecht mit René und Uwe vom NSV Nordhausen erwartet, die die vorbildlich neu gebaute Einsetzstelle am Schützenwehr ausgekundschaftet hatten. Damit waren wir 15 Fahrer:innen, eine Rekordbeteiligung! Die Boote wurden abgeladen. Alle Autos fuhren nach Nienburg vor. Und Thomas brachte die Fahrer wieder zum Start zurück. Es war noch ziemlich kalt. Annett machte mit ihren Schützlingen Gymnastik, teils um in der kalten Morgenluft die Muskeln aufzuwärmen, teils um die Zeit zu vertreiben. Gegen 11 Uhr ging es dann los.
Als Fahrtenleiter gab ich ein paar Informationen zum Flussverlauf. Zunächst durchfuhren wir das ganze Stadtgebiet von Staßfurt, immerhin 3 km. Dann ging es zwischen Wiesen und Feldern mit guter übersichtlicher Strömung dahin. Unzählige Greifvögel, vor allem Milane, kreisten über uns. Nach weiteren 4 km tauchte ein großes Gebäude vor uns auf, das Schloss von Hohenerxleben. Einige Teile stammen aus der frühesten Bauphase im 16. Jahrhundert. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde es im Stil des Barock und der Neorenaissance umgebaut und erweitert.
Zeitweise hatte der Fluss starken Pflanzenbewuchs – Folge der „guten“ Düngung der umliegenden Felder? Immer wieder gab es am Ufer Erosionszonen. Dort steckten rot-weiße Stangen, mit denen offenbar das Fortschreiten der Abtragung gemessen wird. In diesen senkrechten Wänden waren auch viele Einfluglöcher der Nisthöhlen von Uferschwalben zu beobachten. Das Fahrer:innen-Feld zog sich nie weit auseinander. Aber immer waren Josi, Pauline, Luna, vor allem aber Jacob, unser Jugend-Trupp, vorne zu finden. Gegen Mittag spendete die Sonne vermehrt wohltuende Wärme. Gleichzeitig bekamen unsere Jüngsten Hunger und ließen sich eine Weile essend treiben. Dann war die Autobahnbrücke erreicht. Danach teilt sich die Bode und umfließt den Schlosspark von Neugattersleben.
Am Beginn der Fahrt hatte ich empfohlen, den linken Arm zu befahren, weil der reizvoller als der kanalartige rechte ist. So hatte ich es vor 7 Jahren erlebt. Das sollte heute aufgrund des guten Wasserstandes, 135 cm in Staßfurt, auch möglich sein. Und tatsächlich waren wir von der relativ breiten Bode nun auf einem sich malerisch dahinschlängelnden Wasserlauf gewechselt. Aber nach einem halben Kilometer – Oh Schreck! – ein Baum quer im Wasser. Aber mit Anlauf und Ruckeln schafften wir es nach und nach drüber zu kommen. Wieder freie Fahrt? Denkste! Nach wenigen hundert Metern lagen gleich mehrere Bäume quer im Wasser. Aber auch dies Hindernis überwanden wir! Die meisten zwängten sich rechts durch, einige trugen links, teilweise über die Zweige über. Auch geschafft! Aber dann teilte sich dieses Bächlein auch noch! Wir fuhren rechts und zum Glück kamen wir ohne nennenswerte Hindernisse durch.
Als schließlich die Mühle von Neugattersleben, die in Teilen auf das 16. Jahrhundert zurück geht, auftauchte, wusste ich, dass nun bald beide Flussarme wieder zusammen kommen und wir freie Fahrt haben. So war es auch! Gleich hinter der neuen Straßenbrücke sollte es lt. Wasserwanderkarte eine gute Ein- und Aussetzstelle geben. Aber es gab nur Gestrüpp. Also weiter! Doch nur wenige hundert Meter war rechts eine freie, flache Stelle am rechten Ufer, die Baustelle eines fast fertigen Dükers für eine große Gasleitung. Dankbar nahmen wir nach 13 km die Möglichkeit zu einer Pause an. Brote wurden ausgepackt, leckerer Kuchen (Claudia) und Erdbeeren aus eigenem Garten (Chiara)
wurden verteilt. Der Boden war durch ein Jute-Netz gegen Erosion gesichert, das zu einer kleinen Siesta einlud. Nach einer halben Stunde ging es weiter. Einige machten mit „Rolles“ Hilfe einen Alpinstart.
Bald war das Klappenwehr von Nienburg erreicht. Dahinter ist ein Tosbecken mit starkem Rücklauf – keinesfalls zu befahren! Am linken Ufer ein ca. 80 cm (zu) hoher Steg. Aber unsere Jüngsten hatten ihn ruckzuck erklommen und ihre leichten Slalomboote hochgehievt. Das gelang dann auch allen anderen, nach kurzem Landweg setzten wir über eine glatte Betonböschung wieder ein. Chiara und Michelle nutzten sie für einen rasanten Alpinstart, im Zweier Jackson Duo!
Noch eine Viertelstunde Paddeln und wir erreichten am linken Ufer, kurz vor der Mündung in die Saale, das Wassersportgelände des FSV Nienburg. Die Slip-Rampe bot einen guten Ausstieg und bald waren alle Boote wieder auf den auf uns wartenden Hänger und die Autos geladen. Alle waren sich einig, dass sie eine schöne Tour erlebt hatten. Vor allem unsere Jüngsten steckten uns mit ihrer stets guten Laune und Paddeleifer an!
Und ich versprach, dass ich nächstes Jahr die Fahrt auf der Selke – ich habe inzwischen einen NeoLongJohn – wirklich Anfang Mai ansetzten werde.
Ralf-Friedrich Voß
Breitensportwart
Und wie immer heißt es: „Nach der Fahrt ist vor der Fahrt!“
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